Auch wenn die Zeiten unruhig sind, lassen sich an den Branchen-Kennzahlen, die der BHB gestern auf der Jahres Pressekonferenz vorgestellt hat, auch positive Trends ablesen. So schlossen die Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland das Jahr 2022 mit einem Gesamtumsatz von 21,92 Milliarden Euro ab, was einer Steigerung von +7,8 (auf bereinigter Fläche +7,2) Prozentpunkten entspricht. Das reale Wachstum betrug +0,9 Prozent.
Wie schon auf dem BHB Kongress im November angeklungen, wies der Verband auch gestern darauf hin, dass sich dieser an sich respektable Anstieg ganz wesentlich aus den notwendigen Preissteigerungen generiert, denen sich bei der in jüngerer Geschichte beispiellosen Inflation auch die Branche nicht entziehen konnte. Obwohl gerade die Bau- und Gartenfachmärkte hier eine durchaus bremsende Wirkung erzielt haben, wie BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst betont. „Nach den Herausforderungen, die die weltweite Pandemie in der Produktions- und Lieferlogistik ausgelöst hat, haben unsere Händler ihre Läger gut gefüllt – und dies noch zu ‚normalen‘ Preisen. Unausweichliche Preisanpassungen haben den Markt also erst mit einiger Verzögerung erreicht.“
Auswirkungen an den Kassen
Ein anderer Faktor allerdings machte sich hingegen deutlich bemerkbar: Die Verbraucherstimmung der von längst überwunden geglaubter Kriegsaggression geschockten Kundinnen und Kunden zeigte Auswirkungen an den Kassen. Zwar nicht über alle Sortimente – Energieträger, Vorsorge- und Sanierungsprodukte etc. waren bereits zu sonst atypischen Zeiten im Sommer stark nachgefragt. Die Saisonklassiker wie Freizeitwaren oder Gartenausstattung/-möbel rutschten hingegen ins Minus.
Die Fläche lebt
Eine der Erkenntnisse der aktuellen Entwicklung sei für die Branche durchaus positiv zu sehen, betonte BHB Vorstandssprecher Franz-Peter Tepaß. Denn zwar sinke der Anteil der Umsätze aus dem E-Commerce – was aber auf die Pure Player naturgemäß mehr Auswirkung habe, selbst wenn sie im Branchenmix minimal Marktanteil hinzugewinnen. Die Bau- und Gartenfachmärkte hingegen profitieren von wieder stärkerem Umsatz aus der Fläche. Soll heißen: Die Kunden suchen hier den direkten Kontakt mit den Produkten und nehmen die Beratung direkt im Markt in Anspruch.
Wie aber entwickelt sich die Fläche? Hier bleibt die zentrale Aussage der Vorjahre aktuell: Das Netz der Bau- und Gartenfachmärkte ist seit Jahren nahezu unverändert und zeigt auch in den zahlreichen Krisen keine echte Erosion. Zwar registriert die Gesellschaft für Markt- und Betriebsanalyse (gemaba) für 2022 einen Abwachs von 24 (kleineren) Standorten und listet jetzt in Deutschland 2.067 Baumärkte laut BHB-Definition (VK-Fläche größer 1.000 qm) und zumeist mit angeschlossenem Gartencenter. Da die Gesamt-Verkaufsfläche aber gleichzeitig im Vergleich zum Vorjahr minimal um 4.000 qm (gesamt 13.265 Mio. qm) zulegt, zeigt dies deutlich, dass der DIY-Handel weiterhin spürbar in qualitative Standortpflege und -modernisierung investiert.
Keine bezifferte Prognose für 2023
Aufgrund der zahlreichen Unwägbarkeiten hält sich der BHB für das Gesamtjahr 2023 mit einer zahlenbasierten Prognose zurück. Es werde sicher stark von globalen Entwicklungen beim Energiepreis, einer evt. Stabilisierung der Versorgungsketten etc. abhängen, wie sich Kostenstrukturen und vor allem die Verbraucherstimmung entwickeln werden, so der Verband. Als klares Ziel setzt sich die Branche aber ein stabiles Wachstum entlang der nationalen Inflationsraten.