Seit nunmehr 139 Jahren ist Hagebau Schneider Baumarkt im schwäbischen Markdorf in Familienhand. Ende März kommenden Jahres wird der beliebte Baumarkt seine Pforten schließen - für immer. Auf Nachfrage des BaumarktManager zeigte Geschäftsführer Josef Schneider das Geflecht an Gründen auf, die zu dieser Entscheidung geführt haben.
„Alles hängt an Dir und Du musst es selber machen“, mit diesen Worten bringt Josef Schneider die personelle Situation und die überbordenden Aufgaben in seinem Unternehmen auf den Punkt. „Ich habe mindestens 50 Berufe“, spitzt er im Gespräch mit BaumarktManager zu. Gemeint ist die schier endlose Bürokratie, Verantwortungsbereiche, die nicht mehr bewältigbar sind. Sie reichen vom EDV-Fachmann über den Sicherheits- und Abfallbeauftragten, bis hin zum Daten- und Brandschutz. „Und es kommen Tag für Tag neue hinzu“, sagt der 68-Jährige.
Keine Übernahme durch die Kinder
Diese Entwicklung hin zu permanent größer werdenden Herausforderungen bei gleichzeitig steigenden personellen Enpässen haben auch seine beide Kinder abgeschreckt. Sohn und Tochter kommen als Nachfolger für das Taditionsunternehmen nicht in Frage, bestätigt Geschäftsführer Schneider, für den die Schließung und der damit verbundene Verkauf somit alternativlos sind. Es laufe womöglich auf einen Käufer aus der Industrie hinaus, der das 12.000 Quadratmeter umfassende Areal als Lagerfläche nutzen will, so viel kann Josef Schneider sagen, offiziell unterschrieben und verkündbar sei das aber noch nicht. Verhandlungen mit einem weiteren Interessenten hätten sich laut Schneider zerschlagen.
Auch für die 30 Mitarbeiter des Hauses ist die Zukunft ungewiss. Denn ob der potenzielle Käufer einen Teil der Belegschaft übernimmt, ist derzeit noch nicht geklärt, heißt es. Für die Kunden aus dem Umland sei die Schließung „sehr enttäuschend“, sagt Josef Schneider, sie schade auch der umliegenden Infrastruktur, fügt einer hinzu, der die Region und sein Geschäft seit 50 Jahren genauestens kennt.
Schlechte Rahmenbedingungen
Josef Schneider hat in den vergangenen Jahren mit ansehen müssen, wie das Geschäft im Baumarkt immer schwieriger wurde. „Seit Corona ist der Lieferzyklus nicht mehr in die Gänge gekommen“, beschreibt er eine wichtige Stellschraube unter vielen. Hinzu kommen insgesamt stetig wachsende Kosten bei gleichzeitig sinkenden Umsätzen und weniger Kundenfrequenz. All das bei einem dauernden Personalengpass, der eben dazu führe, dass immer mehr auf den eigenen Schultern laste, berichtet Geschäftsführer Schneider, der 50 Jahre lang, sechs Tage die Woche mit viel Herzblut und großem Engagement sein Lebenswerk betrieben hat. Und jetzt zu der bitteren Erkenntnnis kommt, dass „Baumärkte keine Zukunft mehr haben“. Zumindest dann nicht, wenn sie ohne nennenswerte Unterstützung die Problemberge allein bewältigen müssen.
Etwa 40.000 Artikel liegen in den Lagern und Regalen des Baumarktes. Josef Schneider plant ab Januar 2024 einen großen Räumungsverkauf.
