Mobile Payment ist im Kommen und immer mehr Kunden nutzen es. Doch wie lässt sich das Bezahlen per Smartphone an der Kasse im Baumarkt realisieren? Die wichtigsten Antworten finden Sie hier.
Im Sommer 2018 führten der Deutsche Sparkassenverband sowie die Volks- und Raiffeisenbanken für ihre Kunden das Mobile Payment mit dem Smartphone ein. Gleichzeitig startete Google Pay in Deutschland zunächst mit vier Partnern und auch Apple mischt inzwischen mit. Technisch steht damit dem mobilen Bezahlen nichts mehr im Weg.
Welche Voraussetzungen muss der Händler erfüllen, und worauf sollte er bei der Einführung achten?
Was die Akzeptanz betrifft, ist durchaus Potenzial vorhanden. Denn unter den Bundesbürgern nutzen 18 Prozent häufig oder manchmal das Smartphone, um damit kontaktlos über die sogenannte NFC-Schnittstelle zu bezahlen, weitere 8 Prozent tun dies selten. Ebenfalls 18 Prozent gaben an, häufig oder manchmal QR-Codes und eine entsprechende App zum Begleichen der Rechnung zu nutzen, 4 Prozent selten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Das bedeutet mobiles Bezahlen

Unter Mobile Payment versteht man mehrere Zahlungsmöglichkeiten. Angefangen beim Bezahlen an mobilen Kartenterminals über den Bezahlvorgang am Ende eines
E-Commerce-Einkaufs bis hin zu Payment-Apps, die auf Smartphones und Tablets sowie auch auf Smartwatch oder Fitnesstrackern funktionieren. Die Datenübertragung erfolgt via NCF oder per QR-/Strich-Code. Die letztgenannten Übertragungsarten haben den Vorteil, dass dafür kein NFC-fähiges Smartphone benötigt wird.
In Asien sind die Payment-Apps schon deutlich weiter verbreitet als in Europa. Dort ist zum Beispiel Alipay sehr häufig vertreten. Dieser Dienst wird auch in Europa gern genutzt, um den chinesischen Touristen mobiles Zahlen zu ermöglichen. In London können Taxis und ÖPNV per NFC-fähiger Kreditkarte bezahlt werden. Hierzulande werden die ersten Bezahl-Apps gerade freigegeben. „Die Branche muss genau beobachten, wie die Nachfrage sich entwickelt“, sagt BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst. „Konkret angewendet wird aktuell NFC, sei es mithilfe entsprechender Bank- oder Kreditkarten oder über mobile Endgeräte. Mobile-Payment-Varianten wie zum Beispiel Google Pay, Apple Pay oder Wirecard werden beobachtet und geprüft, aber aufgrund der noch nicht final geklärten Frage der Sicherheit für Endverbraucher in der Branche noch nicht oft eingesetzt.“
Vor allem für das Begleichen von Beträgen bis zu 50 Euro ist Mobile Payment ideal. Der Kassiervorgang erfolgt rascher, hygienischer und für den Handel kostengünstiger im Vergleich zu Bargeld.
Hornbach teilt auf Anfrage mit, dass Google Pay reibungslos funktioniert. Da diese Zahlungsmethode noch neu sei, werde die Zeit zeigen, wie sie angenommen wird. Die Voraussetzung seitens der Händler, Google Pay zu ermöglichen, ist einfach. Vorausgesetzt wird lediglich ein NFC-fähiges Kassenterminal. Dann kann jeder Kunde mit seinem Smartphone bezahlen, der ein Konto bei einem der Google-Pay-Partner in Deutschland hat. Das waren gleich zu Beginn die Commerzbank, Comdirect, Smartphone-Bank N26, Wirecard und seit Oktober auch Paypal. Vorteil für Paypal-Kunden: Sie können für ihr Paypal-Konto ein beliebiges Bankkonto hinterlegen.
Wie es im „BHB Almanach 01“ in einem Beitrag von Dr. Nikolas Beut und Gerd Bovensiepen (PwC) heißt, könne die Einführung von Mobile Payment auch den stationären Baumarkthandel revolutionieren. Die Autoren weisen darauf hin, dass im Einzelhandel schon funktionsfähige Mobile-Payment-Lösungen eingesetzt werden. Ein Beispiel dafür ist die Payback-App. Entgegen der landläufigen Meinung erzeugen diese Lösungen laut der Experten keine Mehrkosten.
Sicherheit ist Trumpf
Allerdings gilt es laut BHB noch folgende Herausforderungen zu meistern: Die Kunden und ihre Wünsche seien sehr unterschiedlich, sodass der Handel mit Blick auf Zahlungsvorgänge alle Möglichkeiten anbieten müsse. Das aber erhöhe die Komplexität und die Kosten: Das Bargeldhandling stelle die teuerste Zahlungsvariante für den Handel dar. Bei den elektronischen Varianten müssten dafür andere Sicherheitsmaßnahmen bedacht werden. Nicht vergessen sei dabei das bisher wenig analysierte Thema Zahlungsabbrüche.
Die zukünftige Entwicklung geht nach Einschätzung des Verbandes zu mehreren, zueinander in Wettbewerb stehenden Anbietern von Mobile-Payment-Lösungen. Das fördere keinesfalls die Marktdurchdringung und erhöhe die Sicherheitsrisiken. Generell hält der BHB Mobile Payment jedoch für eine sehr gute Möglichkeit, den Kundenservice weiter zu verbessern. Wüst: „Mobile Payment ist in Zukunft ein Must-have. Zahlungsvorgänge gehen dadurch einfach schneller. Das gilt auch für die weitere Beschleunigung des Self-Check-Outs. Aktuell ist nur noch nicht klar, welche Bezahlvariante sich durchsetzt und somit von vielen Endverbrauchern wie möglich genutzt wird. Die Sicherheit bei einem Bezahlvorgang steht dabei sowohl für den Endverbraucher als auch dem BHB an vorderster Stelle.“
Grundsätzlich seien die Kassenterminals fast aller großen DIY-Handelsketten bereits auf den sogenannten EMV-Kontaktlos-Standard umgerüstet worden, teilt Mastercard mit. Damit werden nicht nur nahfunktaugliche Kredit- und Debitkarten, sondern gleichzeitig auch NFC-Bezahl-Apps unterstützt. Bis zum Jahr 2020 sollen alle Kartenterminals innerhalb der EU die NFC-Technologie unterstützen, so die Prognose. Somit sind hardwareseitig die Grundsteine für das Smartphone als Geldbeutelersatz bereits gelegt. Wichtig ist, dass Händler den Datenstrom entsprechend absichern. Für Kartenzahlungen sollte ohnehin der Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS) eingehalten werden. Bei Bezahlverfahren via Mobiltelefon, Smartwatch oder Fitnessarmband gilt es den Payment Application Data Security Standard (PA DSS) zu beachten. Aber auch der Verbraucher sollte zur sicheren Nutzung mobiler Zahlungsdienste seine Gerätesoftware stets auf dem aktuellen Stand halten und eine spezielle Schutzhülle verwenden, um ein Auslesen seiner Daten zu verhindern.
Deutschland-Start von Apple Pay war im Dezember
Mobiles Bezahlen im deutschen Handel wird ermöglicht unter anderem mit Alipay, Google Pay, Garmin Pay, Fitbit Pay, Paypal und WeChatPay. Außerdem bietet die Postbank ihren Kunden eine Lösung für das kontaktlose mobile Bezahlen mit Visa an. Auch die BW Bank ermöglicht Mobile Payment über Google Pay und Fitbit Pay. Am 11. Dezember 2018 ist Apple Pay in Deutschland gestartet – vier Jahre nach der Einführung in den Vereinigten Staaten. Branchenexperten erwarten von der Premiere in Deutschland wichtige Impulse für das Bezahlen mit dem Smartphone. Zu den Partnern von Apple gehören das größte Kreditinstitut der Bundesrepublik, die Deutsche Bank, sowie die Banken und Finanzdienstleister N26, Boon, Hypovereinsbank, Hanseatic Bank, Fidor Bank, Bunq, American Express und Comdirect. Die Santander Bank und Paypal sind zum Deutschland-Start von Apple Pay nicht dabei, Paypal ist bei der Konkurrenz Google Pay verfügbar. Ebenfalls vorerst nicht dabei sind wichtige Banken wie die Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die auf eigene Bezahl-Apps setzen.
Kontaktloses Bezahlen lässt sich zudem realisieren mit Maestro PayPass, VISA payWave, expressPay, girogo und girocard kontaktlos von Deutsche Kreditwirtschaft (DK) sowie EURO Kartensysteme (EKS). An Möglichkeiten mangelt es also nicht.