Der Internationale Medientag, der gestern in der Stihl Markenwelt am Stammsitz in Waiblingen stattfand, verbreitete eine klare Botschaft: Auch in herausfordernden Zeiten setzt die Stihl-Gruppe konsequent ihren Kurs der Transformation fort. Starkes Zugpferd ist die Akku-Strategie und EC-Motoren werden künftig selbst gefertigt. Als Ziel gilt die doppelte Technologieführerschaft bei Akkus und Verbrennern.
Von Januar bis August 2023 erzielte die Stihl-Gruppe einen Umsatz von 3,84 Milliarden Euro. Das entspricht einem Minus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahrszeitraum. Ohne Kurseffekte wäre der Umsatz um 0,9 Prozent gewachsen, so die vom Stihl Vorstandsvorsitzenden Michael Traub vorgestellten Zahlen für die ersten acht Monate des Jahres. Zwei Trends machte Traub für diese Entwicklung veantwortlich. Erstens sei der Cocooning-Effekt der Pandemie-Phase vorüber, das Leben sei zur Normalität zurückgekehrt. Zweitens führten Konjunkturabschwächung, Inflation und Energiepreisentwicklung allgemein zu zurückhaltendem Konsumverhalten. Zudem hätten sich auch die gefüllten Lager des Fachhandels auf die Absatzentwicklung bei Sthil ausgewirkt.

„Nach mehreren Jahren starken Wachstums befinden sich unsere Märkte 2023 in einer Phase vorübergehender Konsolidierung. Doch Stihl hat in der fast 100-jährigen Geschichte genügend Erfahrung in der Reaktion auf Schwankungen im operativen Geschäft. Unser Familienunternehmen ist langfristig ausgerichtet, und wir blicken zuversichtlich in die Zukunft", zeigte sich der Vorstandsvorsitzende optimistisch. Er stellte vor den zahlreich vertretenden internationalen Medienvertretern klar, dass Stihl "ambitionierte Wachstumspläne" verfolgt und weiterhin auf "hohem Niveau, insbesondere in die Zukunftstechnologie Akku und in unseren weltweiten Produktions- und Vertriebsverbund" investiert. So wird der Konzern laut Michael Traub den deutschen Stammsitz weiter ausbauen und neben einer neuen Akku-Geräte-Fertigung eine eigene EC-Motoren-Fertigung für Profi-Akku-Produkte in Waiblingen anstreben. "Mit diesem Schritt wird die Wertschöpfungstiefe auch bei akkubetriebenen Geräten weiter erhöht", sagte Traub.
Die Akku-Strategie der Waiblinger geht weiter auf, das Interesse an batteriebetreibenen Stihl Produkten sei hoch, bestätigte der Vorstandsvorsitzende. "Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben wir sowohl bei Akku-Motorsägen als auch bei anderen Akku-Motorgeräten und unserem Mähroboter iMOW positive Wachstumsraten erzielt“, so Traub. „Auch einige regionale Märkte entwickeln sich erfreulich. Dennoch verzeichnen wir in Summe über alle Antriebsarten hinweg einen weltweiten Absatzrückgang.“
Welchen Stellenwert die weltweiten Märkte für den Konzern haben, macht die folgende Zahl deutlich: 90 Prozent des Umsatzes wird außerhalb Deutschlands gemacht. Der Überblick:
- Westeuropa liegt im Absatzvolumen unter dem Vorjahr. Die Nachfrage im Heimatmarkt Deutschland war geprägt von einem verspäteten Saisonstart mit einem nassen, kalten Frühjahr und anschließender Trockenheit. Entsprechend ging der Absatz zurück, der Umsatz bewegt sich auf dem Niveau des Vorjahres. Auch in Osteuropa ist die Nachfrage gesunken.
- Der Absatz in Nordamerika ist gesunken. Davon sind auch die USA als größter Einzelmarkt betroffen. Lateinamerika hingegen bewegt sich auf dem Vorjahresniveau. Brasilien, der größte STIHL Markt auf dem südlichen Kontinent, erzielte leichte Absatzgewinne.
- Afrika wächst weiter und verzeichnet ein Absatzwachstum. Insbesondere Südafrika entwickelt sich positiv
- Asien verzeichnet insgesamt einen Absatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Der Einzelmarkt Indien liegt jedoch leicht über dem Vorjahresniveau.
- Ozeanien liegt beim Absatz unter dem Vorjahr, wobei Neuseeland ein Wachstum erzielt hat.
Mit der Eigenfertigung der EC-Motoren will der Konzern nach eigenen Angaben die Leistung und Qualität der Akku-Produkte weiter verbessern, zudem habe man durch die Entwicklung aus eigener Hand eine bessere Performance und erziele einen Kompetenzuwachs. Schließlich werde auch eine höhere Resilienz der LIeferkette erreicht, verdeutlichte der Vorstandvorsitzende auf dem Medientag. Die Fertigung wird im deutschen Stammsitz in Waiblingen aufgebaut und umfasst laut Konzernangaben zunächst die Produktion von EC-Motoren für Profi-Akku-Produkte. Geplanter Betriebsbeginn ist 2025. Die Investitionssumme liegt bei rund 17 Millionen Euro, heißt es. „Mit dem EC-Motor produzieren wir nun auch das Herzstück eines Akku-Geräts selbst. Das ist ein wichtiger strategischer Schritt in unserer Transformation", betonte Michael Traub.
Bilanz für deutsches Stammhaus
Das deutsche Stammhaus, die Andreas Stihl AG & Co. KG, erzielte von Januar bis August 2023 einen Umsatz von 1,11 Milliarden Euro. Das entspricht einem Minus von 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Belegschaft stieg um 2,6 Prozent auf 6.004 Mitarbeitende. Davon arbeiten 4.266 in Waiblingen, 460 in Fellbach, 259 in Ludwigsburg, 921 in Weinsheim und 98 in Wiechs am Randen.
Ehrgeiziges Ziel für 2035
Wie sehr die Stihl-Gruppe die Akku-Strategie forcieren will, lässt sich an dem ehrgeizigen Ziel ablesen, dass der Absatz batteriebetriebener Geräte von derzeit 20 Prozent bis zum Jahr 2035 auf 80 Prozent erhöht werden soll. Die verbleibenden 20 Prozent herkömmlich angetriebener Geräte werden sich vor allem im Fortstbereich abspielen, gewissermaßen der letzten Bastion der Verbrenner. Möglich soll dies durch die konsequente Durchsetzung der doppelten Technologieführerschaft werden.